mindest galt das bislang, die Generation, die nach
dem Krieg Deutschland aufgebaut hat und zur Er-
bengeneration gealtert ist, über vergleichsweise
hohes Privatvermögen. Im Alter wächst dann die
Betrachtungsweise, dieses Vermögen verstärkt
auch für mildtätige und nicht-eigene Zwecke zu
verwenden.
Glauben Sie, dass dieser Trend in den kommen-
den Jahrzehnten anhält? Oder werden die heu-
te 30-Jährigen mit 50 oder 60 Jahren weniger
spenden als ihre Eltern und Großeltern?
Vermutlich ist man gut beraten, aus den heutigen
Zahlen nicht gar zu viel Optimismus abzuleiten,
dass sich die Älteren in 20 Jahren ähnlich groß-
zügig verhalten werden. Die Gründe liegen zum
einen darin, dass die Altersphase länger anhält.
Die damit verbundenen Kosten im Bereich Gesund-
heit und Pflege werden künftig aller Voraussicht
nach einen noch größeren Obolus beanspruchen,
als es gegenwärtig der Fall ist. Hinzu kommt die
Entwicklung der Renten. Da deutet vieles in die
Richtung, dass wir die üppigen Jahre vielleicht
bald hinter uns haben werden.
Ihre Untersuchung zeigt zudem: Die Spendenbe-
reitschaft in Deutschland erhöht sich mit dem Bildungsgrad. Ist
das ebenfalls mit einem tendenziell höheren Einkommen von
besser Gebildeten zu erklären?
Genau. Unsere Erwartung war zunächst, dass wir einen U-förmi-
gen Verlauf finden, das heißt, dass in den unteren Schichten ver-
hältnismäßig – also gemessen am dort verfügbaren Einkommen
mehr gespendet wird. Aber wir mussten feststellen, dass die
oberen Einkommensschichten nicht nur häufiger, sondern auch
wesentlich höhere Beträge zu spenden bereit sind und ihnen beim
Gesamtspendenaufkommen eine sehr große Rolle zukommt. Rund
ein Drittel des gesamten Spendenvolumens wird vom obersten
Zehntel der Einkommensbezieher erbracht. Von daher ist auch das
Gesamtspendenvolumen von den Besserverdienenden geprägt,
wenngleich selbstverständlich auch die unteren Schichten einen
wichtigen Beitrag leisten.
Die Zahlen besagen aber auch, dass der prozentuale Unter-
ie Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel (SOEP),
die im Auftrag des Deutschen Instituts für Wirt-
schaftsforschung (DIW) Berlin jährlich mehr als
11.000
Haushalte zu verschiedenen Themen befragt,
hat das Spendenverhalten der Deutschen näher unter die Lupe
genommen. SOEP-Leiter Professor Dr. Jürgen Schupp erläutert im
Interview die Ergebnisse und gibt einen Ausblick auf die zukünf-
tige Entwicklung des Spendens.
Herr Professor Schupp, Ältere spenden mehr als Jüngere, zei-
gen die Zahlen der Langzeitstudie SOEP – werden wir im Alter
großzügiger?
Das liegt vor allem auch an der Einkommenssituation. In der Le-
bensphase, wo das Geld für die eigene Familie gebraucht wird,
wenn man ein eigenes Haus baut, auch beruflich sehr angespannt
ist, fällt es schwerer, Mittel abzuzweigen. Dagegen verfügt, zu-
D
Sind die
üppigen
Zeiten
bald vorbei?
Wer spendet wie viel in Deutschland und warum?
Prof. Dr. Jürgen Schupp,
Leiter der Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel, über die Ergebnisse
Prof. Dr. Jürgen Schupp ist Leiter der Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel
(
SOEP), die im Auftrag des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW) Berlin das
Spendenverhalten der Deutschen unter die Lupe genommen hat
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| Interview