ie Situation für die Flüchtlinge
in der Sahelzone bleibt drama-
tisch, vor allem Kinder sind be-
droht: Mehr als vier Millionen
Kinder unter fünf Jahren haben zu wenig zu
essen – mehr als eine Million sind sogar von
schwerer Mangelernährung bedroht. Schät-
zungen zufolge sind in diesem Jahr rund 18
Millionen Menschen in der Sahelzone betrof-
fen, die dringend Hilfe benötigen. Für die
Hungerkatastrophe in Ostafrika 2011/2012
erhielten die deutschen Hilfswerke nach
Erhebungen des Deutschen Zentralinstituts
für soziale Fragen (DZI) 193 Millionen Euro
an privaten Spenden. Die Regenzeit birgt zu-
dem eine neue Gefahr: Cholera. Besonders
schwierig ist die Lage für Kinder in Mali: Die
Mischung aus Dürre, Lebensmittelknappheit
und politischer Unruhe hat rund 360.000
Menschen aus ihrer Heimat vertrieben.
Mehr als 200.000 Flüchtlinge sind in die
Nachbarländer geflohen – Länder, die selbst
stark vom Hunger betroffen sind.
Erdnusspaste für Kinder
Insgesamt sind in den Ländern der Sahelzo-
ne bisher 550.000 Kinder behandelt worden.
Gemeinsam mit dem UN-Flüchtlingshilfs-
D
Sahelzone:
Millionen in Gefahr
Nach der großen Dürre sind immer noch viele Menschen
auf der Flucht – und vor allem Kinder unterernährt. Doch
die Nothilfe beginnt, erste Früchte zu tragen
Rund 18 Millionen Menschen
in der Sahelzone sind von der
Hungersnot betroffen
Fotos: UN, J.Escher
werk versorgt Unicef Flüchtlinge in Mali
und den Nachbarländern mit sauberem
Trinkwasser, Nahrungsmitteln und Unter-
künften – und beugt gegen die Cholera vor.
Der Ernährungswissenschaftler Roland
Kupka, 37, ist für Unicef in Dakar (Sene-
gal) vor Ort. Wie erlebt er die Lage der Kin-
der? „Es ist traurig, so viele unterernährte
Kinder zu sehen.“ Aber es gibt Hoffnung.
Mit spezieller Nahrung wie kalorienreicher
Erdnusspaste kann Unicef die Kinder ret-
ten. Kupka: „Es ist wunderbar zu sehen, wie
ein Kind innerhalb weniger Tage wieder zu
Kräften kommt.“ Trotz der schwierigen Si-
tuation beurteilt er die Entwicklung positiv.
Unicef kann mehr Kindern als früher hel-
fen, weil die Aufbaunahrung nicht mehr
auf Milch basiert, deshalb länger haltbar ist
und zu den Patienten gebracht werden kann
statt die Kinder wie vor zehn Jahren noch
in Krankenhäusern zu behandeln. Dank
einfacher, effizienter Therapien kann ein
Großteil der Kinder erfolgreich behandelt
werden, die Kindersterblichkeit sinkt. Para-
llel unterstützt Unicef Präventivmaßnah-
men für Mütter, u.a. für das Stillen. Kupka:
Da können schon einfache Maßnahmen viel
bringen, etwa indem man in Flüchtlingsla-
gern Rückzugsorte einrichtet, in denen Müt-
ter die Brust entblößen können.“
Wasser für Erebti
Auch in Äthiopien, Somalia, Dschibuti und
Kenia suchen nach Schätzungen der Ver-
einten Nationen zwölf Millionen Menschen
Wasser und Nahrung. Das
Projektgebiet der in Dresden
beheimateten Hilfsorganisati-
on arche noVa liegt im äthio-
pischen Distrikt Erebti an der
Grenze zu Eritrea. Das Gebiet
ist die am wenigsten entwickelte Region in
Äthiopien, mit Temperaturen bis 50 Grad
Celsius gilt sie als das heißeste bewohnte
Gebiet der Welt. Gesundheitszustand und Le-
benserwartung liegen weit unter dem Lan-
desdurchschnitt. Schon seit 1999 fallen die
Regenzeiten schlecht aus. Für die Frauen,
die traditionell fürs Wasserholen zuständig
sind, ist es schwierig, noch Wasserstellen zu
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| Vor Ort