rau Dr. Furtwängler, Sie sind
Schauspielerin, Ärztin, Mutter
zweier Kinder und engagieren
sich nebenbei auch noch in
Hilfsprojekten. Welche Prioritäten setzen
Sie in Ihrem Alltag?
Zuerst kommt meine Familie, danach kom-
men schon beide anderen Bereiche. Ich liebe
meinen Beruf, aber das soziale Engagement
liegt mir auch sehr am Herzen. Es ist nur
nicht immer leicht, alles in einem Terminka-
lender unterzubekommen. Toll ist es, wenn
ich die Erfahrungen im sozialen Bereich mit
meiner Familie teilen kann, so wie jetzt, als
ich mit meiner Tochter unser Projekt für
ehemalige Prostituierte und missbrauchte
Mädchen auf den Philippinen besucht habe.
Das ist eines der Partnerprojekte der Ärzte
für die Dritte Welt – German Doctors, für
die ich mich schon seit 1997 engagiere.
Welche Bereiche Ihres Engagements lie-
gen Ihnen besonders am Herzen?
Letztlich schlägt mein Herz für Kinder in
Not, besonders für Mädchen. Diese leiden
oftmals besonders unter ungerechten Ver-
hältnissen und Gewalt. Daher mein Enga-
gement sowohl für das „Bündnis für Kinder
gegen Gewalt“ als auch für die German Doc-
tors. Und ich finde es toll, wenn ich starke
Frauen mit ihren Projekten unterstützen
kann. Deswegen macht mir die Zusammen-
arbeit mit den Frauen vomMalisa Home auf
den Philippinen auch so viel Spaß.
Wie sieht Ihr eigenes Engagement kon-
kret aus?
Ich bin froh, wenn ich die Vorteile, die mir
meine Bekanntheit bietet, nutzen kann, um
andere darauf aufmerksam zu machen, wo
Hilfe nötig ist. Mir ist es aber auch wichtig,
dass ich nah an dem dran sein kann, was
F
Ich bin froh,
wenn ich meine Bekanntheit nutzen kann“
Schauspielerin Maria Furtwängler erzählt von ihrem Engagement für Mädchen
in Not,
ihren berührendsten Erlebnissen vor Ort
und verrät ihr Lebensmotto
vor Ort passiert. Bei meinem Besuch auf den
Philippinen im September habe ich mich
selber informieren können, wo das Malisa
Home jetzt steht. Gemeinsam haben wir an
der Weiterentwicklung gearbeitet. So kann
ich auch gegenüber anderen Unterstützern,
in diesemFall den Sternstunden, der Charity-
Aktion des Bayerischen Rundfunks, für das
Projekt geradestehen.
Welches Erlebnis im Rahmen Ihres En-
gagements hat Sie am meisten berührt?
Oh, da gibt es vieles. Ich denke an die Be-
gegnung mit dem kleinen Getim in Kalkut-
ta, der wegen Polio im Rollstuhl sitzt, aber
schon als kleiner Junge unheimlich viel
positive Energie ausgestrahlt hat. Dank der
Hilfe von RTL konnten die German Doctors
ihn fördern. Oder mein Besuch bei den
Müllsammlern in Cebu. Sehr traurig ma-
chen mich auch die Geschichten der Mäd-
chen im Malisa Home. Eines ist erst acht
Jahre alt und musste schon Missbrauch
erleben, andere sind sehr jung in der Pros-
titution gelandet.
Sind Sie der Ansicht, dass sich genügend
Menschen in Deutschland engagieren –
oder in welchen Bereichen sehen Sie noch
Bedarf?
Durch meine Position bei den German Doc-
tors treffe ich sehr viele engagierte Ärzte,
die alle unentgeltlich in den Projekten ar-
beiten und sich sogar noch an den Kosten
beteiligen. Vor diesem Engagement habe
ich großen Respekt. Und ich erlebe immer
wieder, dass man erst auf einiges Nachfra-
gen mitbekommt, wie sehr sich jemand für
andere einsetzt. Was für uns alle vielleicht
wichtig wäre: auch im Alltagsstress den
Blick für unsere Mitmenschen nicht zu
verlieren.
Maria Furtwängler ist einem breiten
Publikum als Tatort-Kommissarin
Charlotte Lindholm bekannt – mit der
Schauspielerei begann sie während
ihres Medizinstudiums
24
| Interview