n Deutschland ist die staatliche Auf-
sicht über gemeinnützige Organisati-
onen nur schwach ausgeprägt. Das ist
in den meisten anderen Ländern nicht
anders. Vereinigungsfreiheit und freiwil-
liges Engagement sind eben hohe demo-
kratische Güter, die eine starke Hand des
Staates nicht vertragen. Damit nicht genug.
Die Deutschen wollen verglichen mit ihren
europäischen Nachbarn vieles besonders
genau wissen und reagieren schneller skep-
tisch. Wie also können sie als Spender dann
Vertrauen finden?
Keine Gütesiegel: „gemeinnützig“ oder „e.V.“
Das Kürzel „e.V.“ (eingetragener Verein)
sollten Spender nicht als Qualitätszeichen
missverstehen. Es belegt die Eintragung
im Vereinsregister des örtlichen Amtsge-
richts, und die ist nur an wenige formale
Bedingungen geknüpft. Auch das Prädikat
als gemeinnützig anerkannt“ ist kein um-
fassendes Gütesiegel. Zwar zeigt es, dass
die Finanzberichte mindestens alle drei
Jahre vom Finanzamt steuerlich ausgewer-
tet werden und die Spenden abzugsfähig
sind. Wichtige Seriositätskriterien bleiben
aber außen vor, wie zum Beispiel funktio-
nierende Leitung und Aufsicht, klare und
eindeutige Werbung und Information oder
die erwiesene Sparsamkeit und Wirksam-
keit der Mittelverwendung. Die steuerlich
anerkannte Gemeinnützigkeit sollte also
als notwendige, nicht aber als ausreichende
Bedingung für eine sichere Spende gelten.
Die Prüfung des Jahresabschlusses durch
einen Wirtschaftsprüfer, ebenfalls häufig
als Vertrauensmerkmal eingesetzt, geht
über die Kontrolle der Rechnungslegung
meist nicht hinaus.
Gutes tun
leicht gemacht
Spender möchten, dass ihr Geld auch ankommt. Auf staatliche Kontrolle können
sie aber nicht zählen. Hilfe bietet stattdessen die
Spenderberatung des DZI
Aktuell erschienen:
der DZI Spenden-
Almanach 2012,
für 12,80 Euro zzgl.
Porto (als E-Book
9,80
Euro) beim
DZI zu bestellen,
Unabhängige und kompetente Prüfung
Die DZI Spenderberatung schließt die be-
stehende Vertrauenslücke. Sie dokumen-
tiert rund 1.000 Spendenorganisationen
aus den Bereichen Soziales, Umwelt und
Naturschutz, über die die Bevölkerung in
Anfragen regelmäßig Auskunft wünscht.
Dem Vorstand der Stiftung DZI gehören
Repräsentanten des Staates, der Wirtschaft
und des gemeinnützigen Sektors an. Seit
mehr als hundert Jahren ist das DZI die
anerkannte Prüfinstanz, die unabhängig
und kompetent das Geschäftsgebaren von
Hilfswerken bewertet.
Neben dem bekannten Spenden-Siegel
(
derzeit 251 Organisationen) erarbeitet die
Spenderberatung des Berliner Instituts mit
einem deutlich reduzierten Prüfverfahren
Auskünfte zu 300 bis 400 Hilfswerken ohne
Siegel. Diese sind für
die Organisationen
kostenlos und wer-
den wegen des ein-
geschränkten Prüfumfangs ohne Vergabe
eines Logos oder Siegels ausschließlich über
die Website des DZI veröffentlicht. Bei der
Erstellung der Auskunft werden vor allem
folgende Aspekte berücksichtigt:
Die Organisation ist als steuerbegünstigt
anerkannt.
Die Ziele sind in der Satzung eindeutig
dargestellt und stimmen mit der Tätig-
keit überein.
Leitung und Aufsicht sind angemessen
strukturiert und voneinander getrennt.
Werbung und Information sind klar, wahr,
sachlich und offen gestaltet und setzen
die Umworbenen nicht unter Druck.
Die Darstellung der Finanzen ist trans-
parent und wird von einem vereidigten
Buchprüfer oder Wirtschaftsprüfer über-
prüft, wenn die jährlichen Einnahmen
2,5
Mio. Euro übersteigen.
Die Werbe- und Verwaltungsausgaben be-
tragen höchstens 35 Prozent der jährlichen
Gesamtausgaben.
Zur Erstellung einer Auskunft erbittet das
DZI auf freiwilliger Basis von den Organi-
sationen Satzung, Gemeinnützigkeitsbe-
scheid, Finanz- und Tätigkeitsbericht sowie
Werbematerial. Es wertet auch deren Inter-
netseiten aus. Die Auskünfte werden um
Aspekte ergänzt, die sich durch die eigene
Recherche der erfahrenen Prüfer des DZI,
zum Teil auch durch Hinweise von Spen-
dern, ergeben haben.
Das DZI rät ab“
Alle Auskünfte werden kostenlos auf der
DZI-Website veröffentlicht. Sie sind leicht
auffindbar, indem man den Namen des
Hilfswerks in die Suchmaske eingibt. Ne-
gative Beurteilungen sind in der Rubrik
Das DZI rät ab“ zu finden. Stellt eine Or-
ganisation die zur Auswertung benötigten
Informationen nur teilweise oder gar nicht
zur Verfügung, so führt das DZI sie in der
Rubrik „Keine Einschätzung möglich“ auf.
Wer es ganz genau wissen will, dem dient
der „DZI Spenden-Almanach“ als Ratgeber
und Informationsquelle über das ganze Jahr
hinweg. Er enthält neben den Einzelpor-
träts aller Siegel-Organisationen und allen
Spenden-Tipps“ des Instituts auch infor-
mative Statistiken zu den Finanzen und
zum Aufbau der gesiegelten Hilfswerke.
Maike Zürcher
Die DZI Spenderberatung dokumen-
tiert rund 1.000 Organisationen
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